NWRM Guide - page 83

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Renaturierungeines
FeuchtgebietsaufPersin
UMGESETZTENWRM
N2 Feuchtgebietrenaturierung und
-bewirtschaftung
G
egebenheiten
Bulgarien ist ein
Anrainerstaat
der Donau und die natürlichen Auengebiete des Landes sind wichtig für die biologische Vielfalt und traditionelle
Lebensgrundlage für die bulgarische Bevölkerung. In Anbetracht seiner Größe besitzt das Land eine große Vielfalt an topographischen, klimatischen und
biogeografischen Merkmalen. Das Hauptgebiet der ehemaligen und bestehenden Feuchtgebiete verläuft entlang der Donau und der Schwarzmeerküste.
Über 90 % der bulgarischen
Feuchtgebiete
entlang der Donau sind durch
Entwässerung
im Verlauf des letzten Jahrhunderts verloren gegangen.
Die Entwässerung erfolgte vor allem für landwirtschaftliche Zwecke und auch als Maßnahme im Kampf gegen Malaria, um die Mückenpopulationen zu
reduzieren. Heute besinnt man sich wieder auf die Bedeutung der Feuchtgebiete für die Erhaltung der Biodiversität und wertvoller Ökosystemleistungen,
und so hat die bulgarische Regierung mehrere Sanierungsprojekte in die Wege geleitet, die von NRO aktiv unterstützt werden.
Der Projektstandort befindet sich im Norden Bulgariens an den Ufern der
Donau
und umfasst zwei ehemalige Feuchtgebiete. Kalimok/Brushlen (1.755
ha) liegt zwischen Rousse und Tutrakan im Kalimok/Brushlen Schutzgebiet und die Insel Belene (auch Persin genannt, mit 2.280 ha) befindet sich
im Persina Naturpark. Letztere ist die größte bulgarische Insel in der Donau (15–16,5 km lang) und teilt den Strom in zwei Arme, den Nord- und
den Südarm, wo noch ein paar weitere kleinere Inseln aus den Fluten ragen. Der nördliche Arm ist eine Schifffahrtsstraße von großer Bedeutung für
den internationalen Schiffsverkehr. Der südliche Arm ist durch eine Pontonbrücke mit einer Unterwasserbarriere abgesperrt und nur für kleine Boote
zugänglich. Die vorwiegende Landnutzung in diesem Gebiet ist von Flüssen und Feuchtgebieten geprägt, mit Heidetiefland (natürlich oder naturnah)
aber auch Ackerflächen entlang des Ufers. Vorherrschende Bodentypen in diesem Gebiet sind Fluvisole, Gleysole und Vertisole mit einem sanften Gefälle.
Das Klima ist kühl-gemäßigt und trocken und die mittlere jährliche in der Donau bei Belene geführte Wassermenge beläuft sich auf rund 6.000 m³/s.
M
anagementfragen
Entlang des bulgarischen Donauufers liegen rund 1.280 km² Überschwemmungsflächen. Aufgrund der exzessiven Entwässerung umfasst das Feuchtgebiet
heute nur mehr etwa
10 % seiner ursprünglichen Größe
zu Beginn des letzten Jahrhunderts, wodurch sich in der Folge auch die Kapazität
seiner ökologischen Funktionen verringert hat. Als eine der wichtigsten Funktionen gilt dieWasserreinigung. Deshalb muss, aufgrund des Verlustes dieser
natürlichen Funktion, unbedingt die
Nährstoffbelastung
(von Hausmüll und Landwirtschaft) reduziert werden. Die bulgarischen Feuchtgebiete entlang
der Donau beherbergen wichtige Laichplätze für zahlreiche Fischarten und dienen als unverzichtbareWinterrastplätze und Nahrungsquelle für wandernde
Wasservögel, die auf ihrem Weg von Eurasien nach Afrika das nordwestliche Festland überqueren. Auch diese Funktion ist durch die Entwässerung
der Feuchtgebiete massiv bedroht: morphologische Veränderungen haben auch die
Lebensräume
beeinträchtigt. Heute wird der Zustand der Donau
entsprechend den erfassten Kontrolldaten der WRRL-konformen Qualitätskomponenten als
mäßig ökologisch
eingestuft. Das Biomonitoring (wirbellose
Kleinlebewesen) variiert zwischen 2 und 2–3 (von 5 Qualitätsklassen).
© Direktion des Naturpark Persina
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